Muskelaufbau durch Reiten? Was du wissen solltest

faktengeprüft

Muskelaufbau durch Reiten

Je nach Art und Intensität des Reitens können zumindest untrainierte Anfänger in den ersten Wochen etwas Kraft und Muskelmasse aufbauen.

Neben deinem Gleichgewicht stärkst du durch Reiten anfänglich insbesondere deine Oberschenkel und Rumpfmuskulatur.

Für bereits gut trainierte Menschen kann Reiten aber höchstens zum Erhalt der vorhandenen Muskeln beitragen, jedoch keine nennenswerte neue Muskelmasse aufbauen.

Was du über Muskelaufbau durch Reiten wissen musst, erfährst du jetzt.

Baue ich durch Reiten Muskeln auf?

Ob du alleine durch Reiten nennenswerte Muskeln aufbauen kannst, hängt entscheidend von deinem derzeitigen Fitnesszustand ab.

Falls du zur Zeit eher unsportlich und wenig Muskeln hast, kannst du durch Reiten in den ersten Wochen möglicherweise etwas Muskelmasse aufbauen.

Das belegt etwa diese Studie, bei der 30 unsportliche junge Frauen zufällig in eine Kontrollgruppe und eine Reitgruppe aufgeteilt wurden.

Die Reitgruppe machte dreimal pro Woche jeweils 25 Minuten standardisiertes Reittraining auf einem Simulator, während die Kontrollgruppe kein Training absolvierte.

(Eine frühere Studie konnte bereits nachweisen, dass die Muskelaktivität auf einem Reitsimulator vergleichbar ist mit echtem Reiten.)

Nach 8 Wochen Reittraining wurden nur bei der Reitgruppe nennenswerte Verbesserungen in der Stärke der Rumpf-, Hüft- und Oberschenkelmuskulatur festgestellt. 

Die Wissenschaftler schlussfolgertendaraus, dass regelmäßiges Reittraining eine Möglichkeit darstellt, dem Verlust von Muskelmasse durch einen überwiegend sitzenden und inaktiven Lebensstil entgegenzuwirken.

Auch diese Studie stellte fest, dass junge Frauen, die regelmäßig reiten, wesentlich stärkere Oberschenkel haben als unsportliche Frauen gleichen Alters.

Auch bei unsportlichen Senioren stellte diese Studie fest, dass regelmäßiges Reittraining (auf einem Simulator) messbare Verbesserungen bezüglich Kraft und Gleichgewicht brachte. 

Falls du jedoch bereits in guter Form und relativ kräftig bist, wirst du alleine durch Reiten keine weitere nennenswerte Muskelmasse aufbauen können.

Dasselbe gilt, wenn du bereits seit vielen Monaten oder Jahren Reitsport betreibst (mehr dazu weiter unten).

Welche Muskeln trainiere ich durch Reiten?

Die beim Reiten hauptsächlich beanspruchten Muskelgruppen sind:

  • Rumpfmuskulatur
  • Arme
  • Gesäßmuskulatur
  • Oberschenkel (Quadrizeps, Adduktoren und hintere Oberschenkel)

Schließlich erfordert es konstante Spannung und Stabilisierung des Oberkörpers, um aufrecht auf dem Pferd sitzen zu bleiben, was sowohl die vordere und seitliche Bauch- als auch die untere Rückenmuskulatur stärkt.

Je nach Reitweise und Sitz des Reiters werden außerdem mehr oder weniger stark die Hüfte dynamisch bewegt sowie die Oberschenkel aktiv eingesetzt.

Bekomme ich durch Reiten einen knackigen Po?

Reiten beansprucht zumindest teilweise auch deine Gesäßmuskulatur – was natürlich stark von der Intensität und Art deines Reittrainings abhängt. 

Allerdings darfst du dir alleine durch Reiten keine Wunder erwarten bezüglich der Entwicklung eines kräftigen Hinterns.

Wie du tatsächlich einen knackigen Hintern bekommst, erfährst du in diesem Artikel.

Insbesondere der große Gesäßmuskel (gluteus maximus) ist nämlich einer der stärksten Muskeln deines Körpers, weshalb du ihn einer recht intensiven Belastung aussetzen musst, um ihn zum Wachsen anzuregen.

Obwohl du deine Gesäßmuskeln beim Reiten zwar anspannst, ist die Intensität der Belastung auf Dauer zu gering, um deinen Hintern nennenswert kräftiger zu machen.

Abgesehen davon ist wissenschaftlich bewiesen, dass auch der Bewegungsumfang beim Training einer Muskelgruppe entscheidend dafür ist, ob und wie stark Muskelwachstum stattfindet.

Genauer gesagt führen Übungen mit einem großen Bewegungsumfang und bei gedehnter Muskulatur zu wesentlich mehr Muskelwachstum als Übungen mit geringem Bewegungsumfang.

Das ist genau der Grund dafür, warum tiefe Kniebeugen zu deutlich mehr Muskelwachstum der Gesäßmuskulatur führen als halbe Kniebeugen (Studie):

Muskelwachstum Volle Kniebeugen vs. Halbe Kniebeugen

Beim Reiten durchläuft die Gesäßmuskulatur aber nur einen sehr geringen Bewegungsumfang, was für Muskelwachstum nicht ideal ist (abgesehen von der bereits erwähnten zu geringen Intensität).

Schließlich ist für effektives Muskelwachstum auch das Training in einem bestimmten Wiederholungsbereich erforderlich (mehr dazu hier).

Wie du darin lesen wirst, entspricht die Belastung beim Reiten keineswegs dem Wiederholungsbereich oder der Intensität, die für optimales Muskelwachstum erforderlich wären.

Kann Reiten Krafttraining ersetzen?

Wie eingangs beschrieben, können zwar untrainierte Menschen anfangs ihre Kraft alleine durch Reitsport verbessern.

Das liegt vor allem daran, dass untrainierte Menschen schneller und leichter als alle anderen Menschen Muskeln aufbauen können (mehr dazu hier).

Dennoch kann Reiten auf Dauer traditionelles Krafttraining nicht ersetzen, wenn du nach den anfänglichen Zuwächsen weiterhin Muskelmasse und Stärke aufbauen willst.

Der Grund dafür ist, dass für kontinuierliches Muskelwachstum das Prinzip der progressiven Überlastung notwendig ist (mehr dazu hier).

Diesem Prinzip zufolge ist es notwendig, dass du kontinuierlich die Belastung beim Training erhöhst, um weiterhin Wachstumsimpulse für deine Muskeln zu setzen.

Dein Körper ist nämlich grundsätzlich ökonomisch und passt sich an wiederkehrende Belastungen an – ohne regelmäßige Belastungssteigerungen stagniert das Muskelwachstum deshalb relativ schnell. 

Beim Krafttraining kannst du problemlos regelmäßig schwerere Gewichte bewegen oder mehr Wiederholungen machen, um kontinuierlich Muskeln aufzubauen.

Beim Reiten hingegen ist die kontinuierliche Belastungssteigerung praktisch unmöglich, denn sobald du ein gewisses Level an Stärke in deiner Rumpf- und Oberschenkelmuskulatur erreicht hast, welches für das Reiten notwendig ist, findet kein weiteres Muskelwachstum mehr statt.

Um weiterhin für Muskelwachstum in deinen Oberschenkeln und am Hintern zu sorgen, bieten sich vor allem enorm effektive Übungen wie Kniebeugen und Kreuzheben an.

Außerdem vernachlässigst du beim Reiten viele Muskelgruppen deines Oberkörpers, weshalb du regelmäßig auch Bankdrücken oder alternativ Liegestütze sowie Klimmzüge machen solltest.

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