Ist Faszientherapie schmerzhaft? Was du wissen & beachten solltest

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Die Faszientherapie wird zunehmend bekannter, auch Techniken der Faszienmassage und des Faszientrainings verbreiten sich immer weiter.

Die Methoden sind dabei sehr vielfältig und gelten teilweise sogar als äußerst schmerzhaft [1].

Aber soll das auch so sein?

Zum Thema gibt es viele unterschiedliche Meinungen. Was du zu Faszien in Verbindung mit Schmerzen wissen solltest, erfährst du hier.

Faszienverklebungen können Schmerzen verursachen

Kollagenes Bindegewebe kann selbst zur Schmerzquelle werden [2]. Viele Schmerzsyndrome treten zusammen mit bindegewebigen Verhärtungen auf.

Einzelne Verklebungen äußern sich oftmals als druckempfindliche Triggerpunkte, die auch der Grund für anhaltende Schmerzen in den Gliedmaßen sein können [3].

Faszien und Muskeln sind im wahrsten Sinne des Wortes eng miteinander verwoben, weshalb Verklebungen und Verspannungen oft gemeinsam wahrgenommen werden.

Dabei sind Ursache und Wirkung aber häufig nur schwer auseinander zu halten.

Wie dieser Zusammenhang aussieht, lässt sich anhand des Muskelkaters verstehen. Die typischen Beschwerden ausgiebiger sportlicher Betätigung haben ihren Ursprung in einer „tödlichen“ Überbelastung von Muskelzellen.

Durch den starken Trainingsreiz kommt es zum Absterben von Muskelzellen. Der Körper reagiert mit einer starken Durchblutung des Gewebes mit dem Ziel, größere und widerstandsfähigere Zellen aufzubauen.

Das abgestorbene Muskeleiweiß wandert ins umliegende Bindegewebe und verursacht dort winzige Entzündungsreaktionen [4], [5], [6].

Erst wenn sich das Eiweiß dort entzündet hat und hierdurch Nervenzellen erregt worden sind, wird der Schmerz spürbar.

Deswegen dauert es meistens ein paar Stunden nach dem Sport, bis wir Muskelkater haben. Du siehst also, dass die Entstehung von Schmerz eine verzwickte Sache ist und man die Zeichen leicht falsch deuten kann.

Wie verklebte Faszien gelöst werden können

Je nach Ursache für eine Verklebung der Faszien gibt es verschiedene Wege, diese zu lösen.

Bei Verklebungen in Folge von Verletzungen und Operationen wird meist Krankengymnastik bzw. Physiotherapie verschrieben. Therapeuten kennen verschiedene Wege, wozu auch Massagetechniken zählen.

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit Chirotherapie, Lasertherapie, Magnetfeldtherapie und andere Formen der Gewebestimulation einzusetzen.

Gerade, wenn Verklebungen mit wie Fibromyalgie einhergehen, werden Ausdauer- und Krafttraining geringer bis mittlerer Intensität stark empfohlen.

Für die Heimanwendung stehen Möglichkeiten des Faszientrainings und der Faszienmassage mit und ohne Hilfsmittel zur Verfügung.

Schmerzen nach Faszienlösung

Normalerweise ergeben sich Schmerzen im Fasziengewebe durch den Druck, der bei einer Massage oder Behandlung auf die Verklebungen ausgelöst wird.

Bei Triggerpunktmassagen ist es nicht unüblich, dass einige Stunden oder Tage nach der Therapie Beschwerden auftreten, die an Muskelkater erinnern.

Das liegt daran, weil im Gewebe vergleichbare Prozesse ablaufen. Die Wirkidee hinter der Triggerpunktmassage basiert darauf, das verklebte Gewebe mehr oder weniger gewaltsam zu lösen.

Dabei werden Eiweißverbindungen und Schlacke zerdrückt, die ins umliegende Gewebe wandern und dort kleine Entzündungen auslösen. Entzündungen setzt der Körper ein, um den Stoffwechsel im betroffenen Gewebe anzuregen.

So werden Strukturen bewusst „zerstört“, damit der Körper darin angeregt wird, sich selbst zu heilen.

Schmerzen während der Faszienmassage und nach der Faszienbehandlung

In myofaszialen und bindegewebigen Strukturen sind unzählige Nervenzellen eingelagert [7]. Die dort verorteten Sensoren bilden das sensomotorische System (SMS).

Dieses wird durch eine kreisförmige Verknüpfung dieser Sensoren, auf- und absteigenden Leitungsbahnen, zentrale neuronale Netzwerke und die Muskulatur gebildet.

Das Fasziengewebe zieht sich durch den ganzen Körper und genauso das SMS. Es übermittelt unserem Hirn zahlreiche Informationen.

Die sind wichtig, damit wir Bewegungsabläufe und unser Gleichgewicht koordinieren können.

Das hat allerdings den Nachteil, dass das Fasziengewebe daher sehr druckempfindlich ist und bei Einwirkungen Schmerzsignale an das Gehirn sendet.

Schmerzen nach Faszientraining

Auch in den Sehnen sind viele Sinneszellen zu finden, die sogenannten Propriozeptoren [8]. Sie haben unter anderem die Aufgabe, uns zu warnen, damit wir unseren Körper nicht überbelasten.

Wir kennen das Gefühl vom Schmerz, der beim Dehnen auftritt. Beim Dehnen handelt es sich wohl um die bekannteste Form des Faszientrainings, weil hier gezielt bindegewebige Strukturen angesprochen werden.

Die Propriozeptoren sind dafür zuständig, Druck- und Zugbelastungen rund um die Gelenke zu messen.

Daher verspüren wir einen entsprechenden Reiz beim Dehnen, der sich immer weiter steigern lässt – je nach dem, wie gut trainiert unser Fasziengewebe ist.

Man konnte in Untersuchungen übrigens herausfinden, dass der Muskel durch regelmäßiges Dehnen nicht etwa länger wird. Die Zunahme an Beweglichkeit resultiert aus den positiven Effekten auf die Bindegewebsfasern.

Auch hier ist weniger relevant, dass die Faszie womöglich länger wird oder gar „ausleiert“. Vielmehr liegt der Vorteil darin, dass das Dehnen den Stoffwechsel angeregt und die Propriozeptoren in ihrer Wahrnehmung trainiert werden.

Das Gefühl von Steifigkeit und verspannter Muskeln hängt nämlich vornehmlich mit diesen kleinen Sinneszellen zusammen.

Sie senden unentwegt Signale ins Faszien- und Muskelgewebe, um die korrekte Grundspannung des Muskelgewebes zu steuern.

So sorgen sie dafür, dass wir unsere Muskeln willkürlich nur so weit anspannen können, wie es der restliche Körper erlaubt.

Beispielsweise kann ein krampfender Muskel, wie es bei einem entsprechenden Krampfanfall möglich ist, sogar die eigenen Gelenke schädigen.

Die Propriozeptoren gehen daher auf Nummer sicher und halten das Gewebe auf einer erhöhten Grundspannung – Therapeuten sprechen dann von einem erhöhten Muskeltonus.

Mit einem regelmäßigen Dehntraining bringt man den Sinneszellen also sozusagen Stück für Stück bei, dass auch eine größere Bewegungsamplitude ohne Probleme möglich ist und sie ruhig „locker“ lassen können.

Der Schmerz ist in der Regel ungefährlich und ein Hinweis darauf, wo die Propriozeptoren ihre Grenzen sehen.

Sichere Faszienbehandlung

Faszien umgeben jede Einheit unseres Körpers und stellen zugleich ein trennendes wie verbindendes Strukturelement dar [9].

Faszientraining trägt zu einer besserer Beweglichkeit und Leistungssteigerung bei, beugt Verletzungen vor und sorgt nach Verletzungen für eine raschere Regeneration.

Hierbei findet das Thema dehnen besonders viel Beachtung [10]. Grundsätzlich gilt Dehnen als sinnvoll, da der gesamte Bewegungsapparat mobilisiert werden kann [11].

Muskelkater lässt sich damit aber nicht vorbeugen. Weil das Gewebe beim Stretching Zugkräften ausgesetzt wird, kann das Dehnen bei bestehendem Muskelkater sogar schädlich wirken.

Daher wird empfohlen, sich möglichst in der Cool-Down-Phase nach dem Sport zu stretchen.

Die noch warme und stoffwechselaktive Muskulatur verträgt diese spezielle Form des Faszientrainings zu diesem Zeitpunkt vermutlich am besten.

Was du beim Thema Schmerz beachten musst

Weil Faszien keine leblosen Muskelhüllen sind, sondern eine wichtige Rolle im Bewegungssystem einnehmen [12], sollte bei Schmerzen auch immer nach der tatsächlichen Ursache geforscht werden.

Wenn du bereits schon einmal eine Muskelverletzung hattest, wurde mit Sicherheit auch das Fasziengewebe lädiert.

Hier kann Narbengewebe noch Jahre später Beschwerden bereiten. Ähnliches gilt auch bei Schleudertraumata nach Autounfällen [13].

Akute und chronische Schmerzen in der Faszienbehandlung

Gerade akute Schmerzen sind überlebenswichtig und meistens eher nützlich [14].

Das mag nun für Dauerschmerz-Geplagte wie ein schlechter Witz klingen, jedoch hat der Körper einen guten Grund für seine Reaktion.

Schmerzen bewahren uns davor, unsere Belastungsgrenzen zu überschreiten und unseren Körper dauerhaft zu schädigen. Bestehen Schmerzen bereits länger als drei Monate, spricht man von chronischen Schmerzen.

Hier kann meistens keine eindeutige Ursache mehr gefunden werden. Die Faszien mit ihren zahlreichen Nervenzellen werden oftmals für das Problem (mit)verantwortlich gemacht [15].

Bei akuten und besonders starken Schmerzen sollte eine Faszienbehandlung sofort unterbrochen werden. Hier handelt es sich meist um ein Warnsignal, dass irgendetwas nicht stimmt.

Auf dieses Signal sollte man hören. Gegen chronische Schmerzen wird dagegen oftmals sogar explizit eine Faszienbehandlung empfohlen.

Hieran wird deutlich, dass man nicht vom dem Schmerz sprechen kann, wenn es um Training und Massage von Faszien geht.

Erfahrungen aus der Praxis: Schmerzen bei der Behandlung

Schmerzen bei der Faszientherapie ist es ein heiß diskutiertes Thema. Während die einen nach der These gehen „viel hilft viel“, schaffen Schmerzen bei den anderen Unsicherheiten und Berührungsängste.

Das ist auch nicht verwunderlich, denn genau das ist ja der Sinn von Schmerzen. Sie sagen uns: „Mach‘ das nicht!“ Auch wenn wir versuchen, den Schmerz zu ignorieren oder zu überwinden, reagiert unser Körper mit Abwehr und Anspannung [16].

Wenn sich aufgrund eines Schmerzreizes die Muskeln verspannen, gelangt der Druck bei der Faszienmassage gar nicht bis zu den tieferen Faszienschichten.

Demnach kann man sich die Schmerzen häufig gleich ganz ersparen und auf die Übung verzichten.

Physiotherapeuten wissen, dass alles dafür getan werden muss, damit der Patient während der Faszienbehandlung auch „loslassen“ kann.

Bei Verletzungen oder Vorerkrankungen kann es sogar sein, dass die Dehnung oder Bewegung über die Schmerzschwelle hinaus absolut kontraproduktiv sein können [17].

Schmerzen bei der Faszientherapie: Wie weit man gehen darf

Trotzdem sind Empfindungen, die man als Schmerzen bezeichnen kann, unausweichlich in der Faszientherapie.

Wie weit man damit also im Faszientraining und bei der Massage gehen darf, war auch meine Frage an Dr. Stefan Dennenmoser.

Wie kann man selbst erkennen, wann ein Schmerz in Ordnung ist?

Der Sportwissenschaftler gilt als einer der führenden Faszien-Experten Deutschlands und ich besuche gerne seine Fortbildungen.

Ein Wort, das ich von ihm übernommen habe, ist das „Wohlweh“. Und tatsächlich: Es verblüfft mich immer wieder, wie gut meine Kunden und Patienten mit dieser einfachen Formulierung umgehen können.

Sie beschreiben den Druck bei der Massage zwar als direkt und unausweichlich, gerade am Rande dessen, was die meisten als „echten“ Schmerz bezeichnen würden.

Das gilt gleichermaßen für die professionelle Massage durch einen Therapeuten wie für die Selbstmassage mit Hilfsmitteln wie Faszienrollen und Faszienbällen.

Druck auf die Faszien: Wovor will uns der Schmerz warnen?

Wie bereits erwähnt, haben Schmerzen meistens „gute“ Gründe. Im Zusammenhang mit der Faszienrolle warnen daher auch einige Experten vor möglichen Nebenwirkungen [18].

Weil sich unter dem Fasziengewebe auch Blutgefäße finden, kann der großflächige Druck zu einer starken Kompression führen. Vorsicht ist hier vor allem für Raucher und Diabetiker geboten.

Ein weiteres Problem ist daher auch, dass viele Betroffene vielleicht gar nicht wissen, dass sie unter einer entsprechenden Vorgeschichte leiden.

Gerade bei dem Einsatz von Hilfsmitteln ist also immer besondere Vorsicht geboten.

Selbes gilt übrigens auch für den alten Ratschlag, bei Muskelkater einfach normal weiter zu trainieren!

Stoffwechselanregender Sport wie ein sanftes Cardiotraining regt den Körper zur Durchblutung an.

Dadurch wird der Stoffwechsel in Muskulatur und Bindegewebe angeregt, was eine in diesem Falle tatsächlich eine schnellere Regeneration zur Folge hat.

Wird allerdings ein trainingswirksamer Reiz wie beim Muskelaufbautraining gesetzt, kann dies genau ins Gegenteil umschlagen – die Muskel- und Faszienfasern werden dauerhaft geschädigt.

Der Muskelkater hat also auch eine wertvolle Funktion. Hinsichtlich der Wahl der gesundheitswirksamen Belastung während des Muskelkaters greift hier also viel eher eine andere alte Weisheit: „Dosis sola facit venenum“ -Die Dosis macht das Gift.

Schmerzen bei Faszienmassage und Faszientraining: Korrekte Durchführung ist entscheidend

Unter meinen Kolleginnen und Kollegen herrscht vorrangig die Meinung, dass es in Hinblick auf die verschiedenen Formen der Faszienmassage insbesondere auf eines ankommt: Die richtige Durchführung.

Ebenso handelt es sich um eine spezielle Form der Massage, die zwar von Laien sehr gut erlernt werden kann, aber auch sicher eingesetzt werden sollte.

Viele Gesundheits- und Fitnessstudios, aber auch physiotherapeutische Praxen und Heilpraktiker bieten Kurse zum korrekten Erlernen dieser Behandlungstechniken an.

Sie stehen Interessierten auch beratend zur Seite, wenn es darum geht, die eigenen Risiken einzuschätzen und der Ursache von Schmerzen auf den Grund zu gehen.

Fazit

Für den Laien kann es schwierig sein, Schmerzen richtig zuzuordnen. Das eine Mal sind sie das Zeichen für Heilung und Regeneration. Das andere Mal warnen sie uns vor einer akuten Überbelastung.

Weil sich im Bindegewebe besonders viele Nerven- und Sinneszellen befinden, werden die Schmerzen dort besonders intensiv wahrgenommen.

Bei Techniken wie der Triggerpunktmassage können lokal intensive Schmerzen auftreten.

Das sollte allerdings nicht der Anspruch für alle Methoden sein. Experten empfehlen, bei der Faszienmassage nicht über die Schmerzgrenzen hinaus zu arbeiten.

Hinsichtlich einer Selbstbehandlung sollte daher unbedingt der korrekte Umgang mit Hilfsmitteln wie beim Rollen erlernt werden.

Dabei spielt die gesunde Selbstwahrnehmung der eignen Empfindungen und Schmerzgrenzen eine große Rolle.

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