Warum sollte man Faszien lösen? (Hintergründe & Tipps für Zuhause)

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Das Faszientraining wird immer bekannter. Bestimmt hast du auch schon davon gehört, wenn es darum geht, dein Bindegewebe in Form zu bringen.

Häufig wird darüber geredet, um Verklebungen vorzubeugen und verklebte Faszien zu lösen.

Jetzt fragst du dich aber wahrscheinlich, warum es überhaupt nötig ist, die Faszien zu lösen.

Und was passiert, wenn man es nicht macht?

Wie wichtig ist das Faszientraining für dich und deinen Körper?

Veränderte Faszien: Ursachen und Beschwerden

Die Faszien verbinden sämtliche Muskeln mit den Knochen und übertragen so die Bewegung der Muskeln auf die Gelenke [1]. Außerdem bilden sie Gelenkkapseln sowie Bänder und Hüllen für Muskeln und Knochen.

Studien zeigen, dass bei Muskelverletzungen im Sport auch die Faszien geschädigt werden können [2]. Nach einer Verletzung kommt den Faszien eine bedeutende Aufgabe zu – sie sind für die Wundheilung zuständig [3].

Außerdem haben sie eine entscheidende Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern und Infektionen. Im Bindegewebe verlaufen Lymphe, Blutbahnen und Nerven [4].

Deswegen können in dem Gewebe auch Entzündungen auftreten.

Eine Entzündung ist grundsätzlich erst einmal nicht unbedingt schlecht, sondern eine natürliche Reaktion unseres Körpers auf schädliche Reize [5].

Allerdings können diese auch chronisch werden, wenn sich der Grund dafür nicht beheben lässt.

Wann Faszienverklebungen auftreten

Gerade Verklebungen sind ein wichtiges Thema in Bezug auf die Faszien. Wenn der Stoffwechsel in einem Bereich der Faszien nicht richtig funktioniert, sammelt sich dort Fibrin.

Das ist ein Eiweiß im Blut, das normalerweise Wunden verschließt [6]. Im Bindegewebe kommt es allerdings dann zu unliebsamen Verklebungen.

Das kann zum Beispiel schon durch Muskelverspannungen ausgelöst werden. Daher sind Faszienverklebungen oft die Folge von Bewegungsmangel [7].

Auch Stress, Zwangshaltungen bei der Arbeit oder eine ungesunde Ernährung stehen mit Verklebungen in Verbindung [8], [9].

Auch die Ernährung beeinflusst die Faszien

Eine vitalstoffreiche Ernährung trägt wesentlich zum Erhalt und zur Regeneration von Faszien bei [10].

Im Körper werden Lebensmittel in Energie verwandelt und gelangen so auch in die Faszien [11].

Was der Körper nicht verwerten kann oder wieder ausscheiden möchte, wird in den Faszien zwischengelagert.

Kalorien sind also nicht alles, denn ungesunde Nährstoffe gelangen auch bei schlanken Menschen ins Bindegewebe und können es dort krank machen.

Auch Mangelernährung ist ein Problem. Zum Beispiel führt ein Silizummangel zu Veränderungen von Bindegewebe und Knochen [12].

Welche Folgen haben Verklebungen und Verletzungen der Faszien?

Der Zustand der Faszien beeinflusst das Ausmaß und die Heilung von Verletzungen ebenso wie das übrige Gewebe [13].

Schlecht verheilte Narben und Verklebungen führen zu Einschränkungen der Beweglichkeit und haben Auswirkungen auf die übrigen Organe [14].

Schmerzen und veränderter Stoffwechsel

Anhaltende Faszienverklebungen und Bewegungseinschränkungen der
Muskulatur lösen Schmerzen aus [15] – das ist bekannt.

Außerdem sorgen sie auch für einen veränderten Stoffwechsel. Das bedeutet, dass die Kollagenfasern an Qualität und Widerstandskraft verlieren.

Abbauprodukte werden nicht mehr ausreichend aus dem Gewebe transportiert, Nährstoffe werden nur noch schlecht aufgenommen.

Das führt manchmal zu einem wahren Teufelskreis: Bei Verklebungen kann sich das Zusammenspiel von Muskeln, Faszien, Sehnen, Gelenken und Knochen verschlechtern (vgl. [16]).

Um Schmerzen zu vermeiden, wird körperliche Bewegung vermieden. Das führt dann zu Schonhaltungen – und diese lösen wiederum Verklebungen aus.

Das passiert, wenn du die Verklebungen ignorierst

Schmerzen und Funktionsstörungen, wie Schwäche oder Bewegungskontrollstörungen, haben sehr oft eine myofasziale Ursache [17].

Insbesondere Rückenschmerzen werden zum größten Teil auf fasziale Ursachen zurückgeführt [18].

Das Problem: Häufig sind die Schmerzen „unspezifisch“. Dementsprechend wird oftmals über Jahre daran „herumgedoktert“ bis die wirkliche Ursache gefunden wird.

Für dich bedeutet das unter Umständen einen massiven Verlust an Lebensqualität – auch wenn du jung bist, schützt dich das nicht unbedingt.

Muskuläre Veränderungen aktivieren sogenannte Triggerpunkte [19], [20]. Dadurch verändert sich die Rückenspannung und Schmerzen werden fortgeleitet.

So kann es passieren, dass Beschwerden auch in Körperbereichen zu spüren sind, wo eigentlich gar nichts sein sollte.

Bei bestehenden Erkrankungen der Wirbelsäule verstärkt sich dieser Effekt natürlich.

Schmerzen können chronisch werden

Ignorierst du Störungen deiner Faszien, kann es im schlimmsten Fall dazu kommen, dass Schmerzen und Bewegungseinschränkungen nicht mehr verschwinden [21].

Auch das Auftreten des sogenannten Myofaszialen Schmerzsyndroms ist möglich [22]. Es gilt, den Teufelskreis an Verspannungen zu durchbrechen.

Das geht am besten mit gezieltem Training und einem gesunden Lebensstil.

Erfahrungen aus der Praxis

In der Sport- und Bewegungstherapie habe ich bereits viele Patientinnen und Patienten mit Myofaszialem Schmerzsyndrom und Fibromyalgie betreut.

Anders als bei dem Schmerzsyndrom sind die Ursachen für Fibromyalgie nicht bekannt.

Es handelt sich um ein seltenes, aber ernst zunehmendes Krankheitsbild und kann sogar zur Frühverrentung führen.

Dabei wird unter anderem angenommen, dass es einen Zusammenhang mit der Schmerzverarbeitung im Fasziengewebe und den Beschwerden gibt. Wie dieser genau aussieht, ist nach wie vor ein Rätsel.

Doch es unterstreicht die Bedeutung gesunder Faszien. Dabei sollte das Faszientraining aber genau mit dem behandelnden Arzt oder Therapeuten abgeklärt werden.

Gerade entzündliche Erkrankungen sind sehr speziell, in Einzelfällen schadet dann ein Faszientraining. Betroffene sollten in der Regel auf eine Selbstmassage mit Schaumstoffrollen verzichten.

Sie berichten aber, dass ihnen im Gegenzug bestimmte Übungen des Faszientrainings besonders gut tun.

Ich habe positive Erfahrungen mit Wipp- und Schwingübungen beobachten können, die sich mit angepassten Kraftausdauerübungen kombinieren lassen.

Was geschieht, sobald die Faszien gelöst werden?

Du siehst also, es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, seine Faszien gezielt in Schwung zu bringen.

Was uns zu der Frage bringt: Was geschieht genau im Gewebe, wenn man die Faszien löst?

Alles dreht sich um den Stoffwechsel

Bevor du weiter liest, habe ich eine Bitte an dich.

Denke einen Augenblick lang über folgende Frage nach: Was ist Leben?

Wissenschaftler verbinden damit häufig den Stoffwechsel (deswegen sind Viren auch keine Lebewesen, Bakterien aber schon [23]).

Der Stoffwechsel wird auch Metabolismus genannt und ist die Grundlage aller lebenswichtigen Vorgänge im Körper [24].

Jedes unserer Organe braucht Nährstoffe und muss auch Abbauprodukte wieder loswerden.

So auch die Faszien. Ein Ziel des Faszientrainings ist es daher, den Stoffwechsel im Bindegewebe anzuregen.

Faszien werden mit Nährstoffen versorgt

In der Physiotherapie genießen die Faszien schon länger eine große Bedeutung [25].

Zum Beispiel ist es nach Verletzungen und Operationen wichtig, Verklebungen zu lösen, um die volle Beweglichkeit und Elastizität des Gewebes zu erhalten.

Es gibt sogar eine Therapie-Technik mit dem Namen „Faszientrennung“, wobei Verklebungen zwischen Muskeln und Faszien gezielt behandelt werden, um die Beweglichkeit des Muskels zu verbessern [26].

Üblicherweise werden hierzu Massage-Techniken angewendet, die beim Faszientraining zu Hause mit der Schaumstoffrolle nachgemacht werden.

Das Gewebe besteht nämlich zum größten Teil aus körpereigener Flüssigkeit [27], wobei die Kollagenfasern der Faszien wie ein Schwamm mit dieser vollgesogen sind.

Das Wasser wird beim Faszientraining durch die Gitterstrukturen des Gewebes gedrückt, wobei es mit Nährstoffen versorgt wird und Abbauprodukte ausgeschwemmt werden.

Selbstheilungskräfte des Körpers werden aktiviert

Ein weiterer Ansatz ist, mit Hilfe des Faszientrainings die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren [28].

Verklebungen werden ja oftmals mehr oder weniger gewaltsam gelöst – ein Thema, das immer wieder die Frage nach Schmerzen beim Faszientraining aufwirft.

Häufig kommt der Stoffwechsel an den verklebten Punkten zum Erliegen, es geht nichts mehr vor und nichts mehr zurück.

Abbauprodukte und Abfallstoffe sammeln sich und der Körper ist ohne Hilfe nicht mehr in der Lage diese abzubauen.

Ziel ist es dann, die Verklebungen zu „zerdrücken“, wodurch mit Absicht an dieser Stelle das Gewebe zerstört wird – und der Körper die Chance bekommt, sich selbst zu heilen.

Faszientraining – Muss das sein?

Häufig heißt es, dass ein spezielles Faszientrainings überflüssig ist. Beim allgemeinen Training der Muskulatur seien die Faszien in ausreichendem Maße beteiligt [29].

Musst du also wirklich deine Faszien gezielt trainieren, um sie zu lösen, oder nicht? Was stimmt denn nun?

Mehrere Wege führen nach Rom

Es gibt unzählige Möglichkeiten, seine Faszien zu lösen. Welches Vorgehen der richtige Weg ist, muss jeder für sich selbst heraus finden.

Es ist aber immer sinnvoll, mehrere Vorgehensweisen zu kombinieren.

Übungen wie Stretching unterbrechen zum Beispiel einseitige Arbeitshaltungen und fördern die Elastizität, Verschieblichkeit und Regenerationsfähigkeit der Muskulatur [30].

Auch hier werden natürlich die Faszien stimuliert, weshalb es sich manchmal schwer trennen lässt, ob man nun seine Faszien oder seine Muskeln trainiert.

Dabei zählen manche Experten das Stretching übrigens auch unter gezieltes Faszientraining – das ist oft eine Glaubensfrage.

Warum gezieltes Lösen wichtig ist

Es geht beim Faszientraining nicht nur darum, das Gewebe irgendwie zu aktivieren.

Manchmal müssen Faszien nun mal auch gezielt gelöst werden – die zahlreichen Techniken der Physiotherapie hierzu existieren schließlich nicht umsonst.

Gerade innerhalb der Triggerpunkt-Therapie nimmt das Lösen und Dehnen der Faszien eine besondere Stellung ein (vgl. [31]).

Es kommt eben immer auf deine eigene Problemstellung an, ob dir ein spezielles Training zum Lösen der Faszien gut tut.

Wenn du dir nicht sicher bist, ob dir das Faszientraining nutzt, helfen dir dein Therapeut oder dein Heilpraktiker sicher gerne weiter und zeigen dir Übungen, die auf dich zugeschnitten sind – ob nun mit oder ohne Schaumstoffrolle.

Auch in speziellen Kursen lernst du, wie du das Faszientraining mit einem Krafttraining oder deinem individuellen Sportprogramm sinnvoll kombinieren kannst.

Gesunde Faszien – nichts geht ohne sie

Die Faszien erfüllen selbst komplexe, lebenswichtige Funktionen [32]. Unsere Organe sind auf sie angewiesen, um einwandfrei funktionieren zu können [33].

Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern und Infektionen [34], [35].

In verschiedenen Studien konnte man außerdem beobachten, dass die Stimulation des Fasziengewebes dabei hilft, dass sich Muskeln besser entspannen können [36].

Bedeutung des Faszientrainings

Die Faszien als körperweites Spannungsnetzwerk finden nicht nur in der Manual- und Physiotherapie großes Interesse [37].

Auch in der Onkologie (Krebserkrankungen), Narbenbehandlung und Rehabilitationsmedizin wird ihnen besondere Beachtung geschenkt.

Ziele und Wirkungen des Faszientrainings

Faszientraining soll das Körpergefühl fördern, das Gewebe durch Rückfederung kräftigen, die Flexibilität erhöhen und durch Stoffwechseltraining die Wasserbindungsfähigkeit steigern [38].

Insbesondere, wenn bei deinem Training Hilfsmittel wie Rollen oder Kugeln einsetzen willst, solltest du die verschiedenen Techniken am besten unter professioneller Anleitung erlernen.

Gerade bei der Behandlung von Rückenschmerzen ist das Faszientraining eine wichtige Säule der Therapie geworden [39].

Self-myofascial Therapy (SMT) ist mittlerweile eine weit anerkannte Methode, um sich auf sportliche Belastungen vorzubereiten und die Regeneration nach sportlichen Belastungen zu fördern [40].

Erfolgreiches Faszientraining

Für den Erfolg deines Trainings ist es wichtig, die Anforderungen der Faszien zu verstehen und bewusst einzusetzen [41].

Dieses Verstehen der richtigen und wirksamen Bewegung kann dazu beitragen, sowohl die körperliche Fitness als auch geistig-mentale Entwicklung optimal zu unterstützen.

Lang anhaltender Erfolg stellt sich mit regelmäßigem Üben ein [42]. Das Training erfordert viel Geduld – es lohnt sich aber!

Das Kollagen des Fasziengewebes regeneriert sich wesentlich langsamer als viele andere Teile des Bewegungssystems, dafür sind Veränderungen auch umso nachhaltiger [43].

Fazit

Verklebte Faszien und Muskeln zu lösen, kann manchmal nicht nur wohltuend sein, sondern auch medizinisch notwendig.

Die Faszien sind sehr wichtig für die Gesundheit des ganzen Körpers und das betrifft nicht nur sportliche Leistungen. Das Bindegewebe ist an vielen wichtigen Stoffwechselprozessen beteiligt.

Im Faszientraining geht es darum, diese Prozesse aktiv zu unterstützen und gezielt zu stimulieren. Dabei existieren zahlreiche verschiedene Methoden und Techniken, wobei nicht alle gleichermaßen für jeden geeignet sind.

Am besten ist es, wenn man sich professionelle Hilfe sucht, um die richtigen Übungen zu finden.

Richtig angewendet ist das Faszientraining eine wahre Wohltat und lässt sich mit vielen Sportarten kombinieren.

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