Kann man Faszien ertasten? Was du wissen solltest

faktengeprüft

Kann man Faszien ertasten

Faszien ertasten und greifen zu können, ist die Grundlage vieler manualtherapeutischer Techniken.

Mit ein wenig Grundwissen und Übung kann man die Strukturen aber auch selbst unter den Fingern spüren.

Auf diese Weise kannst du von zu Hause aus Verklebungen ertasten und von geschmeidigen Faszien unterscheiden.

Lassen sich Faszien ertasten?

Faszien lassen sich je nach Lage und Schicht von außen ertasten. Wenn man Sehnen und Bänder zum Fasziensystem dazuzählt, kann man diese an vielen Stellen bereits mit bloßem Auge erkennen.

Beispielsweise treten die Strecker- und Beugesehnen der Hand deutlich hervor. Wenn du versuchst, diese (mit sanftem Druck) zu ertasten, kannst du dir einen ersten Eindruck verschaffen, wie sich Bindegewebe anfühlt.

Während Sehnen die ganze Zeit unter Zug stehen und beim Tasten einen spürbaren Widerstand bieten, unterscheidet sich das Spannungsgefüge der übrigen Faszialstrukturen je nach Körperstelle.

Oberflächliche und tiefe Faszien können schnell mit Muskel- oder Unterhautfettgewebe verwechselt werden.

Die oberflächliche Faszienschicht befindet sich nämlich direkt unter der Haut [1]. Sie wird in erster Linie durch lockeres Bindegewebe gebildet, das mit Fettgewebe verbunden ist.

Dadurch fühlt sich diese Schicht in der Regel etwas weicher an als das umliegende Gewebe wie zum Beispiel Muskeln. Sie lässt sich insbesondere im Bereich der Hals- und Nackenmuskulatur und über dem Brustbein gut ertasten.

Außerdem lässt sich das Bindegewebe im Brustbereich leichter verschieben als Fettgewebe [2]. Tiefe Faszienschichten wie Muskelfaszien sind dagegen sehr faserreich und bestehen aus straffem Kollagen [3].

Diese Strukturen sind beim Tasten deutlich zu spüren. Du kannst das an deinem Nacken selbst zu Hause auszuprobieren.

Wie kann man Faszien ertasten?

Um deine Faszien im Nackenbereich zu ertasten, kannst du einfach mal zwei Finger über den absteigenden Teil deines Trapezmuskels gleiten lassen.

Streife ganz langsam mit sanftem Druck vom Schädel ausgehend in Richtung Schulter.

Dir wird dann wahrscheinlich auffallen, dass die Strukturen deinen Fingern verschiedene Widerstände bieten.

Während Muskelgewebe sich häufig etwas hart und widerspenstig anfühlt, scheint das Bindegewebe eher zu gleiten.

Kann ich verklebte Faszien selbst ertasten?

Verklebte Faszien lassen sich ebenfalls selbst ertasten. Anhand des vorangehenden Beispiels sind diese oft als kleine verhärtete Knötchen von etwa der Größe einer Erbse spürbar.

Dabei ist es häufig schwer, Muskelverhärtungen und Faszienverklebungen zu unterscheiden.

Das ist auch kein Wunder, da insbesondere tiefere Faszienschichten mit dem Muskel verwachsen sind und wie ein Beutel darum liegen.

Wie fühlen sich verklebte Faszien an?

Verklebte Faszien fühlen sich aber nicht immer wie die beschriebenen myofaszialen Triggerpunkte an.

Manchmal erkennt man sie stärker an ihren unangenehmen Auswirkungen, wozu großflächig verhärtete Regionen zählen.

Dabei ist in der Regel auch immer der Muskel beteiligt. Verklebungen treten zwar oft punktuell auf, führen aber zu einem veränderten Spannungsverhältnis.

Dadurch betreffen sie dann größere Flächen. Die einzelnen Strukturen wie Muskel- und Bindegewebe lassen sich beim Abtasten dann nicht klar voneinander abgrenzen.

Die verklebten Bereiche lassen sich auch mit Druck kaum voneinander lösen. Sie sind oft hart oder fühlen sich irgendwie verwachsen an.

Tatsächlich ist es möglich, dass sich innerhalb des Fasziengewebes Narben, Verfilzungen, Fissuren oder Verwachsungen bilden. Auch das sind bestimmte Formen von Verklebungen.

Wie fühlt sich vernarbtes Fasziengewebe an?

Narben können im weiteren Sinne auch als eine fasziale Verklebung verstanden werden bzw. ist die Bildung von Narben aufgrund von Schädigungen des Kollagengewebes mit diesen in Verbindung zu bringen [4].

Während du bestimmt weißt, wie sich Narben auf der Haut anfühlen, kannst du diese auch in deinem Fasziengewebe ertasten.

Oft verkleben Narben mit den darunter liegenden Faszien, sodass sich die Haut und das darunter liegende Gewebe nicht mehr gegeneinander verschieben lassen [5].

Das umliegende Gewebe wird durch die Narbe zusammengezogen [6]. Dieses veränderte Spannungsverhältnis äußert sich in spürbaren Verhärtungen.

Verklebungen und Verwachsungen fühlen sich unter deinen Fingern also oft wie ein fester „Klumpen“ an, weil die Gleitfähigkeit zwischen den Strukturen verloren gegangen ist.

Kann man geschmeidige Faszien ertasten?

Geschmeidige Faszien fühlen sich dagegen weich und flexibel an. Wenn alles in Ordnung ist, kannst du die verschiedenen Gewebestrukturen unter deinen Fingern ertasten.

Dabei lassen sich harte und weiche Strukturen gut gegeneinander verschieben. Mit ein wenig Erfahrung spürst du dann, um welches Gewebe es sich handelt.

In der Physiotherapie gibt es verschiedene Tests, um die Gesundheit der Haut und des Bindegewebes einschätzen zu können.

Anhand des Widerstands, den das Bindegewebe beim Tasten, Ziehen und Greifen bietet, lässt sich die Geschmeidigkeit und Gesundheit des Gewebes einschätzen [7].

Gesunde und geschmeidige Faszien sind gut dehnbar und bieten beim Ziehen mit den Fingern keinen spürbaren Widerstand.

Sie lassen sich in alle Richtungen frei bewegen und kehren danach wieder in ihre ursprüngliche Position zurück.

Faszien ertasten – und ruhig mal zupacken

Das Spannungsgefüge verrät viel über die Gesundheit unserer Faszien. Beim Abtasten bietet der spürbare Widerstand von Haut, Muskeln und Bindegewebe einen ersten Anhaltspunkt, wie es um Geschmeidigkeit und Elastizität bestellt ist.

Grundsätzlich sollten beim Tasten mit leichtem Druck keine Schmerzen auftreten. Um ein besseres Gefühl für die Abgrenzung der Strukturen zu entwickeln, kannst du ruhig auch mal versuchen, das Gewebe ein wenig „anzuheben“.

Schiebe dazu die Haut und das darunter liegende Gewebe sanft zwischen Daumen und Zeigefinger zusammen. Lässt sich das Gewebe gut abheben? Spürst du die verschiedenen Strukturen von fest bis weich?

Besonders einfach klappt das im Hals- und Nacken-Bereich. Sei dabei aber bitte vorsichtig! Auch hier sollten keine Schmerzen auftreten, höchstens ein leichtes Ziehen.

Gesundes Gewebe gleitet ohne größere Widerstände zwischen den Fingern. Verhärtungen, Knubbel und Knötchen können dagegen ein Hinweis auf Verklebungen oder Verfilzungen sein.

Solltest du dir unsicher sein oder dir etwas Ungewöhnliches bei diesen Selbsttests auffallen, kannst du dich an medizinisches Fachpersonal wenden.

Dabei helfen dir Fachärzte, Physiotherapeuten, Osteopathen und/oder Heilpraktiker gerne weiter.

Quellen

[*1] https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0034-1383004.pdf

[*2] https://www.pschyrembel.de/Fascia%20pectoralis/K07JW

[*3] https://www.pschyrembel.de/Faszie/K07KW

[*4] https://doi.org/10.1007/978-3-662-60500-4_2

[*5] https://www.zfim-bornemann.de/narbenschmerzen-schmerzen-durch-narben/nicht-nur-ein-optischer-stoerfaktor/was-haben-narben-mit-fazien-zu-tun/

[*6] https://faszienzentrum-hamburg.de/portfolio-item/narbenstoerung/

[*7] https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/a-1129-4043#N108AC

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